(update: 25/12/23)
Kurzstatistik Schußwaffen Deutschland
Jahr | Getötete | Getötete und verletzte Kinder (0 bis 11 Jahre) |
---|---|---|
2023¹ | 17.686 | 882 |
2022 | 20.356 | 995 |
2021 | 21.061 | 1.059 |
2020 | 19.610 | 1.001 |
Die Abwehr einer Pistolenbedrohung in der nahen Distanz, wird im American Kenpo Programm nur im Ansatz, in vier Techniken, trainiert.
Nach Lehrauffassung der AKKA sind die Programmtechniken nach original Ed Parker heute in ihrer Ausführungsart veraltet und werden im Prüfungsprogramm modifiziert trainiert.
Da wir auch Schüler betreuen, die berufsbedingt ein berechtigtes Interesse am Handling mit der Kurzwaffe haben, gibt es innerhalb der AKKA ein eigenes Programm (außerhalb des normalen Prüfungsprogramms), welches nur für diese Personen (BOS) unterrichtet wird. Wir haben die vorhandenen Kenpoelemente erweitert und anwendungstauglich verarbeitet, so dass auch ein Familienvater, ohne regelmäßige Kampfkunsterfahrung, im Dienst eine Chance hat in solchen Situationen richtig zu reagieren.
In folgendem Artikel möchte ich versuchen, die Problematik Schusswaffenbedrohung für den "Normalbürger" in Auszügen verständlich darzulegen. Weitergehende Studien sind auf unseren Seminaren möglich.
Lt. Auswertungen haben die meisten tödlichen Treffer
eine Schussentfernung von 6,5 m !
80% Auseinandersetzung finden innerhalb von 3 Metern statt.
Die Bedrohung
Bedrohungen mit Schusswaffen, zählen zweifelsohne zu den gefährlichsten Situationen. Die Chancen, mit dem Leben davon zu kommen sind, angreifer-/ situationsabhängig, sehr gering. Aus diesem Grund ist man nicht verpflichtet, die "Gefährlichkeit" (scharfe Schusswaffe oder Schreckschusswaffe) zu überprüfen, bevor man beginnt Gegenmaßnahmen zu ergreifen.
Nicht nur polizeiliche Schützen trainieren nach dem Grundsatz: "Im Falle einer Gefahr muss die Waffe blitzschnell aus dem Holster gezogen und zum Einsatz gebracht werden können." Noch komplizierter wird es, wenn die Waffe verdeckt getragen/ gezogen wird. Auch kriminelle Schützen können professionelle Schießtechniken beherrschen! Ist das der Fall, reduzieren sich die Überlebenschancen noch weiter gen Null.
Man könnte jetzt dem Kampfkünstler den Mut zur Waffenabwehr nehmen, wenn man sich einmal mit den eigentlichen Ziehzeiten von Waffen beschäftigt. Folgende drei Zeiten bestimmen die Zeit vom erkennen der Gefahr bis zum ersten Treffer im Ziel:
Reaktionszeit |
Ziehzeit |
Schießzeit |
visuell 0,15 - 0,22 sek. akustisch: 0,14 - 0,17 sek. |
0,2 - 0,5 sek. |
0,1 - 0,2 sek. |
Brauchbare Reaktionszeiten liegen immer unter 0,3 sek., man kann sie durch geeignetes Training verbessern. Reaktionszeiten aus normalen Alltagssituationen sind durch die "Schrecksekunde" langsamer als in einer offensichtlichen Trainingssituation. |
Ist der Zeitraum vom Ergreifen des Waffengriffs bis zum Anschlag in Richtung Ziel. |
Ist die Zeit die man benötigt, um den Abzug zu betätigen, damit sich ein Schuss löst. |
Die gesamte Ziehzeit kann sich durch verschiedene Faktoren noch verändern, z.B. je nach dem ob das Holster geöffnet oder geschlossen ist.
Die Überlebensmöglichkeiten
Man kann also leicht erkennen, dass man sich in der Abwehr von Schusswaffen keinerlei Illusionen hingeben sollte. Wenn eine Pistole zum Einsatz gebracht werden soll, so wird das meist auch geschehen und zwar blitzschnell. Eine gefährliche Waffe ist aber kein Grund, sich nicht mit dessen Abwehr zu beschäftigen. Die Überlebenschancen kann man durchaus erhöhen wenn:
- aufkommende Gefahren im Vorfeld besser erkannt werden können
- vorbeugend Schutzmaßnahmen eingeleitet werden (Schutzweste)
- Überraschungsmomente ausgenutzt werden können
- die Prinzipien der Abwehr-, Hebel- und Greiftechniken bei Waffenbedrohung entsprechend oft trainiert und verinnerlicht wurden
und weiterhin:
- das schnelle Ausnutzen von Deckungen beherrscht wird
- die Psychologie einer Schusswaffenbedrohung und Überlebenstaktiken studiert wurde
Jemanden, der eine scharfe Waffe mit sich führt, muss man als hochgradig gefährlich einstufen, es ist jemand, der bereit ist, seine Waffe auch zu benutzen! Diese Bedrohung erfordert größtmögliche Wachsamkeit im Vorfeld und rücksichtsloses Vorgehen in der Aktion.
Die Überlebensfaktoren sind in folgender Grafik dargestellt:
Diese Faktoren erklären sich in kürze wie folgt:
Faktor |
Bemerkung |
geistige Wachsamkeit |
|
Taktik |
|
Technik |
|
Waffenwirkung |
|
körperliche Kondition |
|
Es nützt nicht, viele hunderte Abwehrtechniken zu erlernen, im Stress eines Ernstfalles fällt einem eh nichts mehr ein. Einige wenige Grundsätze aber kann man sich gut merken und auf evtl. vorhandenes Wissen übertragen und anwendbar machen......natürlich auch nicht ohne Training.
Grundsätze |
Anmerkung |
Nie in die Schussbahn bewegen und/ oder so schnell wie möglich aus der Schussbahn heraus bewegen ! |
Zwei Faktoren sind an einer Waffe gefährlich, erstens: das Geschoß und zweitens: die Waffe selbst (Schlagwaffe). Das Geschoß hat natürlich die höchste Gefährlichkeit, aus diesem Grunde bei einer Bedrohung: So schnell wie möglich aus der Schussrichtung kommen und dort auch, unter allen Umständen, bleiben (mittels Kombination aus Körperbewegung und Waffenkontrolle, get out of line of attack). |
Die Waffenhand unter Kontrolle bringen und möglichst die Waffe selbst ergreifen (sichern)! |
Um aus der Schussrichtung zu kommen, oder dort zu bleiben ist es u.a. sehr hilfreich, die Waffe selbst unter Kontrolle zu bringen. Somit wäre ein gerichteter Schuss nicht oder nur schwer möglich. Achtung, auch die Treffermöglichkeit von Unbeteiligten beachten! Das bedeutet auf sichere Mündungsrichtung achten, wenn möglich. Also versuchen, die Waffe nach Kontrolle durch greifen mit bedacht zu führen. (Auch Schützen müssen eine Mündungsdisziplin entwickeln, um sich und andere vor Schaden zu bewahren, besonders auch bei Teamarbeit.) Das Greifen der Waffe von oben (also des Schlittens) ist ohne Probleme möglich. Man sollte nur darauf achten, das man die Waffe möglichst fest greift. Der Schuss der sich im Lauf befindet, kann sich ohne weiteres lösen (Vorsicht!!!), nur ein Nachladen wird verhindert. |
Entwaffnen! |
Um sich nicht unnötig lange mit waffenlosen Techniken des Gegners beschäftigen zu müssen, ist eine schnelle Entwaffnung nötig. |
Eine evtl. herunter gefallene Waffe unter Kontrolle bringen/ halten! |
Bei Entwaffnungsversuchen heruntergefallene Waffe möglichst unter Kontrolle bringen. Es besteht immer die Möglichkeit das der Angreifer die Waffe wiedererlangt, oder dritte Personen (Komplizen) sich ihrer ermächtigen. |
Beweissicherung! |
Nur bei Möglichkeit (Leben geht vor), versuchen die Waffe möglichst wenig oder gar nicht zu berühren. Das erleichtert hinterher die Sicherung von Beweismitteln (Fingerabdrücke). |
Schussverletzungen
Sich mit Schussverletzungen zu beschäftigen kann auch für Nichtschützen nicht ganz so unwichtig sein. Auch wenn für "Normalbürger/ Kampfkünstler" ist dieses Thema etwas fremdes ist, mit dem man scheinbar nie in Berührung kommt....es kann aber manchmal schneller gehen als einem lieb ist.
Nur wer weiß was passieren kann, hat bessere Chancen!
Theoretisch müsste man bei diesem Thema bei Waffen- und Geschossarten beginnen, da beides über die Geschosswirkung entscheidet. Da wir an dieser Stelle keine Diplomarbeit schreiben wollen, verzichten wir darauf und verweisen auf weiterführende Waffenseminare (oder unsere "Lehrunterlagen für Einsatzkräfte"), die dann auch teilweise auf dem Schießstand stattfinden. Im folgenden geben wir nur einen kleinen, unvollständigen Einblick für den Laien/ Kampfkünstler, um die ganze Tragweite wenigstens im Ansatz zu betrachten. Spezielle Fachfragen beantworten wir sehr gern auch per Mail.
Um es im voraus zu sagen, die psychologische Munitionswirkung eines Geschosstreffers auf Personen ist nicht vorausschaubar und abhängig von:
- Trefferort (Gehirn, Herz oder Nervenzentrum Treffer stoppen sofort)
- Zustand des Getroffenen (Überraschungstreffer, Adrenalinunterstützung usw.)
Was bedeutet das für Mediziner?
Durch die Terroranschläge in den letzten Jahren u.a. in Paris und Brüssel, aber auch durch Amokläufe wie z. B. 2016 in München sind die Chirurgen in Deutschland wieder für die Entität der Schussverletzungen sensibilisiert.
Insgesamt nahmen Schussverletzungen in Europa in den letzten 2 Jahrzenten zu.
Diese können neben Terroranschlägen und Amokläufen auch im Rahmen von Unfällen, Selbstmordversuchen und Gewaltverbrechen vorkommen. In den beiden erst genannten Ereignissen werden oft Automatikwaffen verwendet, wie sie auch die Streitkräfte nutzen. Dagegen kommen bei den drei Letztgenannten vornehmlich Handfeuerwaffen wie Pistolen oder Revolver zum Einsatz.
Ungefähr die Hälfte aller Schussverletzungen betrifft die Extremitäten. Daher kommt diesen Verletzungen hohe Bedeutung zu, wenngleich die isolierte Verletzung der Extremitäten durch Schuss eine begrenzte Mortalität aufweist.
Trefferarten
Prellschuß |
- ein Geschoß prallt auf den Körper auf ohne die Haut zu durchdringen - die Folge sind Quetschungen der Haut und evtl. des darunter liegenden Gewebes (z. B. bei Treffer auf Schutzweste möglich) |
Streifschuß |
- ein Geschoss streift den Körper nur tangential und pflügt oder schürft die Haut auf |
Steckschuß |
- ein eingedrungenes Geschoß hat nicht mehr die Kraft den Körper zu verlassen, weil es z.B. schon zu viel Energie verloren hat |
Durchschuß |
- ein Geschoß dringt in den Körper ein und tritt auch wieder aus |
Schock
Die Auswirkungen eines Geschosstreffers im menschlichen Körper selber sind abhängig von Geschoßeigenschaften (hier nicht weiter ausgeführt) und Trefferzone. Das in den Körper eindringende Geschoss erzeugt einen Wundkanal mit senkrecht zu ihm verlaufenden Schockwellen. Die Eindringkraft allein, kann schon die Kampfunfähigkeit eines Menschen bewirken, ohne dass das Opfer überhaupt schon einen Schmerz gespürt hat. Die Auswirkungen dieses Schocks kann vom weiterschiessen bis hin zum plötzlich Tod reichen.
Bei einem Körpertreffer entstehen immer verschiedene Schockarten:
Schockart |
Anmerkung |
Aufprallschock |
...abhängig von: Masse, Querschnitt, Geschwindigkeit |
Wundschock |
...abhängig von: Kaliber, Verformbarkeit des Materials, Energie |
Schmerzschock |
...abhängig von: Größe und Form des Wundkanals, Stresszustand des Getroffenen |
hydrodynamischer Schock |
...nur bei Geschossgeschwindigkeiten von mehr als 600m/s relevant (Gewehr-/ Maschinengewehrmunition) |
Schmerz
Die entstandene Wunde bei einem Treffer erzeugt natürlich auch Schmerz. Der empfundenen Schmerz kann aber höchst unterschiedlich sein. Er ist abhängig von dem psychischen Zustand des Getroffenen und der getroffenen Stelle am Körper (nicht jeder Körperteil ist gleich schmerzempfindlich). Hohe Konzentration auf eine Handlung, Gefechtslärm und Stress können Empfindungen sehr verändern. Es kann soweit führen, dass der Getroffene einen Treffer überhaupt nicht bemerkt ( Meist zu beobachten bei Durchschüssen ohne Knochenverletzungen, hier wirkt meist erst das herunterlaufende Blut als Indikator). Also noch mal:
Man kann die Trefferwirkung eines Geschosses nicht voraussagen!
Zu Maßnahmen bei Schussverletzungen folgen an dieser Stelle keine weiteren Ausführungen. Wichtig für das evtl. Überleben nach einer Schussverletzung sind drei Dinge:
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Nachdruck, Vervielfältigung und Verwendung nach vorheriger Nachfrage, schriftlicher Bestätigung und sichtbarer Nennung der Quelle: www.kenpo-berlin.de möglich.