Es gibt viele Darstellungen und Beschreibungen über die
Wirkung und Ausführungsweise einer "richtigen" Fausttechnik. Wir unterscheiden üblicherweise zwischen Fauststoß (gerade Bewegung) und Faustschlag (kreisförmige Bewegung).
Bruce Lee z.B.. hatte seine eigene Theorie des Fauststoßes und wurde berühmt mit seinem Inch-Punch.
Doch welche von den vielen Erklärungen ist nun die "Richtige"?
Viele sehen ihre eigene Erklärung als die Ultimative. Ist nicht letztendlich entscheidend, welchen Wirkungsgrad ein Fauststoß hat, den jemand ausführt? Auf Eines sind beim Fauststoß alle angewiesen: die Physik und Biomechanik.
Welche Möglichkeiten einer Fausttechnik gibt es:
Straight Thrust Punch
Vertical Thrust Punch
Jab
Straight Snap Punch
Vertical Snap Punch
Hook Punch
Uppercut Punch
Lifting Back Knuckle
Chopping Punch
Der Straight Thrust Punch
Ist der Punch, im japanischen auch Tsuki, in vielen Stilen die Hauptwaffe, so ist sie im Kenpo eine von vielen. Doch die Ausführung dieser Technik ähnelt sich in fast allen Stilen, denn es gibt nur wenige physikalische Gesetze nach denen er funktioniert und die sollte man beachten.
Der Straight Punch wird als schnelle,
gerade und starke Technik ausgeführt, in der Grundschule meist von der Hüfte (um die Konzentration auf die Technikausführung zu vereinfachen), in der Anwendung, besonders im Kenpo, jedoch meist
von jedem Ort, an dem sich die Hand gerade befindet (recognition the position).
Grundregeln für den Punch
Folgende Regeln sollten bei der Ausführung beachtet werden:
1. Konzentration
- die Ausgangsstellung sollte immer flexibel und locker sein
- unverkrampfte Haltung der Faust ist immer eine gute Ausgangslage für eine schnelle Reaktion
- eine zu verkrampfte Fausthaltung z.B. bedeutet fast immer, dass sich die Anspannung der Hand auf den ganzen Arm fortsetzt und somit durch die vielen Muskeln, die angespannt sind, eine schnelle Reaktion verlangsamen
- die ganze Konzentration, liegt auf den Moment des Auftreffens, hier erfolgt auch erst die volle Anspannung
- diese Konzentration ist nur durch Übung zu erlernen, nicht durch das bloße Wissen darum!
2. Bewegungsrichtung
- Die kürzeste Verbindung zwischen zwei Punkten, ist immer eine Gerade! Was nicht bedeutet, dass das immer der beste Weg ist.
- Die gerade Bewegung beim Stoß von der Hüfte kann dann erzeugt werden, wenn der Unterarm bei der Vorwärtsbewegung bis zuletzt die Hüfte streift und dabei der Unterarm nach innen gedreht wird
- man denke bei der Ausführung nicht an die Faust, sondern an den Ellbogen, er stößt die Faust nach vorn
- Innerhalb der Idee "recocnition the position" wird im letzte Drittel versucht, möglichst einen 90 Grad Auftreffwinkel zu erreichen, um max. Kraft zu übertragen.
3. Geschwindigkeit
- Da Energie und Impuls von den gleichen Größen abhängen (Masse und Geschwindigkeit) erkennt man, dass der Straight Punch nur eine brauchbare Wirkung hat, wenn er mit entsprechender Geschwindigkeit ausgeführt wird.
- um diese zu erzeugen, bedarf es einer Mitwirkung des ganzen Körpers und der möglichen Powerprinziples (z.B. Torgue, Back-up-Mass).
Die Faustdrehung bei der Ausführung eines Stoßes
Kurz vor der Streckung des Stoßarmes, beginnen die Drehungen der vorderen (ausführenden) und hinteren (zurückziehenden) Faust. Viele haben schon versucht diese Drehung der Faust während des Auftreffens zu erklären. Die meisten dieser Erklärungen hören sich zwar erst einmal gut an, sind aber öfter mal fernab der Realität.
Am verbreitetsten ist eine alte Geschichte, dass solch ein Fauststoß es vermag, den Körper eines Menschen zu durchschlagen.
Gichin Funakoshi (Begründer des modernen Karate) berichtete angeblich von einem Mann, der damit prahlte, mit einer Technik das Herz eines Gegners aus dessen Körper zu reißen. Nach der Aufforderung, dieses zu demonstrieren, versagte er kläglich.
Physiologisch betrachtet entsteht bei einer Faustdrehung ein Zusammenwirken von Unterarm-, Ellbogen- und Oberarmmuskeln mit den Brustmuskeln. Um beim Einrasten eines Fauststoßes einen Impuls zu erzeugen und damit eine sehr große Impulskraft, müssen sämtliche beteiligte Muskeln blitzartig angespannt werden. Das trifft auch besonders auf die Armmuskeln zu. Man könnte nun sagen, dass man die Faust doch einfach ohne große Drehung nach vorn stoßen könnte und im Moment des auftreffen die Armmuskeln einfach so anspannen könnte?
Sicher, aber erwiesen ist:
Muskelspannungen sind wesentlich höher, wenn man sie aus einer Bewegung heraus plötzlich maximal anspannt (einrastet). Man kann sagen, alle Muskeln, die für die Drehung der Faust verantwortlich sind, können somit eine höhere Spannung im Moment des Auftreffens erzeugen. Das ist das ganze "Geheimnis"!
Statisch betrachtet, bringt die Drehung der Faust eine Art Längstachsenstabilisierung im Moment des Auftreffens, diese sorgt unter anderem dafür, das die Faust möglichst gerade und stabil im Gelenk auftrifft....
Das Zurückreißen der Schlagfaust beim Fauststoß
Man kann einen Fauststoß auf zweierlei Arten ausführen:
1. mit schnellem zurückziehen der
Schlagfaust
2. mit Einrasten im Ziel, ohne zurück zu ziehen.
Vieler Orts wird gelehrt, dass das Zurückziehen unbedingt wichtig ist, um eine maximale Schlagkraft zu erhalten. Diese Aussage ist eigentlich so nicht haltbar.
Okazaki schrieb sogar in seinem "Modernes Karate", dass sie die Reichweite um einen Zentimeter verlängert wird.
Ich wüsste nicht, was das aktive Zurückziehen zur Impulserhaltung eines Schlages beiträgt. Um einen Impuls zu vergrößern, muss man nur den Brennpunkt der Technik weiter nach hinten verlegen, man sagt ca. 10cm hinter die Körperoberfläche.
Und doch hat das Zurückziehen einen wichtigen Zweck!
Es dient dem eigenen Schutz!
Beim Auftreffen der Faust auf ein Ziel entsteht ein, in Kraftrichtung wirkender, Impuls, der dem Ziel Energie mitteilt. Eine gewisse Menge der mitgeteilten Energie wirkt aber auch als Rückstoß auf unsere eigene Faust.
Je höher die Dichte des Ziels, desto größer die Rückstoßkraft.
(Die Dichte ist der Quotient der Masse eines Körpers und seines Volumens. Die Massendichte wird mit dem griechischen Buchstaben ρ ("Rho") bezeichnet. Dichte = Masse Volumen ρ = m V , wobei m die Masse und V das Volumen ist.)
Das schnelle und vor allem, zum richtigen Zeitpunkt (!!), ausgeführte Zurückreißen, schwächt die Rückstoßenergie auf ein Minimum ab. So kann man verhindern/ mindern/ minimieren, dass die Faust oder Arm Schaden nehmen. Die entstehende Rückstoßenergie ist nicht gleich der erzeugten Vorstoßenergie, da ein gewisser Prozentsatz Kraft, dem Ziel zugeführt wird (sollte jedenfalls so sein ;-).
Im American Kenpo ist das schnelle Zurückziehen schon inklusive, durch die Verkettung der Bewegungen ist die Faust nach dem einrasten meist sofort wieder unterwegs zu neuen Aufgaben. :-)
Denn: recocnition the position gilt im Kenpo für alle Moves.
Nachdruck, Vervielfältigung und Verwendung nach vorheriger Nachfrage, schriftlicher Bestätigung und sichtbarer Nennung der Quelle: www.kenpo-berlin.de möglich.