SGM Ed Parker hatte bei seinen Lehrern noch Hebeltechniken im System.
Leider sind im American Kenpo nicht mehr so viel davon übrig geblieben.
Was sehr schade ist, da man mit diesen noch flexibler arbeiten kann, gerade auch in Richtung Deeskalation.
Um diese Möglichkeit nicht zu vergeben, haben wir diese Techniken in das AKKA American Kenpo wieder integriert, sie sind aber nicht prüfungsrelevant. Hiermit bedienen wir u.a. auch den Bedarf für Interessenten, für die Selbstverteidigung berufsmäßig eine Rolle spielt (Polizei, Justiz, Rettungskräft usw.). Eine wertvolle Hilfe zur Perfektionierung ist hier die Zusammenarbeit mit der Moderne Jiu-Jitsu Allianz.
Hebel sind ein unverzichtbares "Druckmittel", um eine Person zu kontrollieren, zu führen, oder auch direkt kampfunfähig zu machen. Hebel sind z. B. unverzichtbare Hilfen in der Polizeiarbeit, sei es bei einer Durchsuchung oder Festnahme. Hebel helfen einen Gegner unter Kontrolle zu bringen, ohne ihn zu verletzen.
Hebel sind Techniken, bei denen ein Gelenk, durch Krafteinwirkung in eine bestimmte Richtung, über seine natürliche Beweglichkeit hinaus belastet wird.
Ziel der Hebeltechnik ist es, den Gegner, durch den auftretenden Überdehnungsschmerz, zu kontrollieren,
bzw. durch Verletzung/ Bruch des Gelenkes kampfunfähig zu machen.
Gedanken zu Hand- und Fingerhebeltechniken
Schaut man auf Kampfsysteme mit minimalem Regelwerk, so kann man erkennen, dass Hand- und Fingerhebel höchst selten verwendet werden. Der Grund liegt hier wohl daran, dass man es mit nichtkooperativen Gegnern zu tun hat. Im Training der hebellehrenden Systeme ist es so, dass der Partner eher mitspielt, um das Üben zu ermöglichen. Auf der Straße fehlt das. Der Angreifer ist ständig in, meist schneller undefinierter, Bewegung.
Es ist fast unmöglich eine schnelle Technik abzufangen, um einen Hand-/ Fingerhebel anzusetzen. Selbst ein gegriffenes Handgelenk ist eher schwierig zu händeln. Im Hintergrund lauert dazu noch ein zweiter Arm des Gegners!
In unserem American Kenpo kommen diese Art Hebel nur bei Gelegenheit in Betracht.
Diese können
- langsame Angriffe (greifen, schubsen, Belästigungen)
- statische Situationen (wie würgen, festhalten oder umklammern)
- während eines infights am Mann
- am Boden sein.
Sicherere Hebeltechniken sind da eher an den großen Gelenken (Schulter, Knie, Ellbogen) möglich.
Abschließend betrachtet gehören Hand- und Fingerhebel aber unbedingt zu einer guten Selbstverteidigung.
Für die Ausführung von Hebeltechniken ist eine partielle oder vollständige Bewegungskontrolle des Gegners unerlässlich (gleich ob im Stand oder am Boden). Dies kann durch Blockaden, Einschränkung der Bewegungs-/ Verteidigungsmöglichkeiten geschehen. U.a. kann hierzu kann eine Belastung des Gegners durch das eigene Körpergewicht dienen.
Wir werden in diesem Abschnitt keine weiteren Ausführungen machen, da ein aktiver Kampfkünstler seine Techniken am besten kennt. Diese Arbeit sollte Anregungen geben, sich mit Hebeln etwas intensiver zu beschäftigen, das gilt nicht nur für den Schüler!
Methode |
Ausführung |
Technik |
Überdehnung |
Überdehnung in Beugerichtung des Gelenks |
Beugehebel |
Überdehnung in Streckrichtung des Gelen |
Streckhebel |
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Verdrehung |
Verdrehen des Gelenks entgegen der natürlichen Beweglichkeit des Gelenks |
Torsionshebel |
Abziehen |
Auseinanderziehen der Gelenkteile |
Zug, Spreizhebel |
Jede Ausführung eines Hebels erzeugt einen Schmerz. Die Stärke des Schmerzes ist abhängig von der Art und Ausführung des Hebels. Man sollte immer daran denken:
Schlechte Techniken verärgern den Gegner!
So löst ein halbherziger oder schlecht ausgeführter Hebel
immer einen gewissen Schub an Adrenalin beim Gegner aus. Ist der Hebel technisch schlecht (ohne Kontrolle) oder nur halbherzig durchgezogen, kann es leicht passieren, dass der Gegner durch eine
Schmerz/ Schutzreaktion blitzschnell wieder aus dem Griff heraus ist und noch stärker/ besser zurückschlägt. Aus diesem Grund ist es von großer Wichtigkeit, die optimale
Hebelwirkung so schnell wie möglich zu erzeugen. Der optimale Punkt ist erreicht, wenn der Gegner seinen "Wutpunkt" überwunden hat, da er schnell erkennt, das nur ein
Ruhigverhalten, die einzige Rettung ist. Solange man diesen Punkt hält, hat man die Kontrolle.
Den optimalen Schmerzpunkt zu halten,
bedeutet fast immer eine Gratwanderung zwischen
effektivem Schmerz und Verletzung des Gegners!
Das heißt auch bei Durchsuchungsmaßnahmen oder während des Überganges zu Transportgriffen. Als guter Taktiker hat man gleichzeitig noch die Aufgabe, seine Umwelt (mögliche weitere Angreifer) gut im Auge zu behalten.
Ein nicht zu vernachlässigender Punkt ist auch die tatsächliche oder scheinbare Schmerzunempfindlichkeit. schmerzdämpfende oder - verändernde Faktoren können sein:
- Alkohol
- Drogen
- Zorn
- Fanatismus
Eine gewisse tatsächliche Schmerzunempfindlichkeit gibt es bei wenigen Menschen allerdings auch. Dies ist unbedingt zu erkennen und die angewandte Technik dementsprechend zu verändern, so das die Person nicht ungewollt zu schaden kommt (besonders im normalen Trainingsbetrieb).
Gelenkverletzungen
Die Gelenke verbinden die Knochen unseres Körpers, sie ermöglichen die Beweglichkeit. Bänder unterstützen oder geben Stabilität. Die Gelenkflächen werden durch Überzüge oder Scheiben gegen Abnutzung geschützt. Eine, von innen mit Synovialhaut (die innere Schicht der Gelenkkapsel) überzogene, Gelenkkapsel umgibt das Gelenk.Flüssigkeit bildet einen Puffer und nährt den Knorpel.
Bei einer Gelenkverletzung können grundsätzlich alle diese Strukturen des Gelenks betroffen sein:
Gelenkkapsel (mit oder ohne Verstärkungsbänder) |
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Synovialhaut (die innere Schicht der Gelenkkapsel) |
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Knorpelüberzug |
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Faserknorpel der Gelenkzwischenscheiben/ Menisken |
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Knochen des Gelenks |
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Weitere Schädigungen können sein:
Distorsion (Verstauchung) |
Eine Verstauchung oder Distorsion entsteht, wenn die Gelenkstrukturen gegeneinander verschoben werden. Diese Verschiebung geschieht durch Gewalteinwirkung, die die Gelenkflächen über das normale Maß hinaus voneinander trennen. Die Trennung ist aber nur vorübergehend. Wenn die Gewalteinwirkung beendet ist, kehren die Gelenkstrukturen in ihren Ausgangszustand zurück. |
Luxation (Auskugelung) |
Als Folge einer direkten oder indirekten Gewalteinwirkungen auf ein Gelenk kann es zu Verrenkung oder Luxationen kommen. Häufig wird diese Verletzung auch Auskugelung genannt. Durch die Gewalteinwirkung trennen sich die Gelenkflächen voneinander. Sie werden gegeneinander verschoben und bleiben in dieser abnormen Stellen auch nach Beendigung der Gewalteinwirkung. Dabei kommt es häufig zu Rissen in der Gelenkkapsel und zu Bänderrissen. |
Ruptur (Bänderriss) |
Bänder dienen der Stabilität und der Bewegungsführung eines Gelenkes. Wird ein Gelenk über das physiologische Maß hinaus belastet und überstreckt, so können Bänder reißen |
Zum normalen Kampfkunsttraining gehört selbstvertändlich auch das Erkennen und der Umgang mit evtl. Verletzungen. So sind Erste Hilfe Kurse bei Trainerausbildungen angebracht.
Symptome von Verletzungen
- Meist entstehen Schwellungen.
- Eingeschränkte Beweglichkeit.
- Unter Umständen sehr schmerzhaft.
- Schwellung oder abnorme Lage der Gliedmaße.
- Betroffenen möglichst wenig bewegen.
- Offene Brüche sofort mit keimfreien Wundauflagen oder Verbandstuch bedecken.
- Bruchbereich mit geeignetem weichem Polstermaterial ruhigstellen.
- Stabile Seitenlage bei Bewusstlosigkeit und vorhandener Atmung.
- Notruf.
- Verletzten zudecken.
- Ausgerenkte Gelenke darf nur der Arzt wieder einrenken!
- Verletztes Gelenk ruhigstellen und nicht mehr belasten.
- Schwellung mit kalten Umschlägen kühlen.
(Die Beschreibung für "Weitere Schädigungen" wurden von MEDIZININFO entnommen. Vielen Dank.)
Nachdruck, Vervielfältigung und Verwendung nach vorheriger Nachfrage, schriftlicher Bestätigung und sichtbarer Nennung der Quelle: www.kenpo-berlin.de möglich.